Geschichte
 
     
 

50 Jahre Modelleisenbahnclub Geyer im Jahre 2016

Ein Denkmal prägt den Ort und den Verein

Es war im Oktober 1966, als sich in der erzgebirgischen Berg- und Bingestadt Geyer, unweit von Annaberg-
Buchholz gelegen, neun Modell- und Eisenbahnfreunde zur Gründung der "AG Modelleisenbahnbau Geyer"
selbstverständlich unter dem Dach der Deutschen Modellbahner-Vereinigung (DMV) - trafen. Mit einem
Startkapital von 10 Mark pro Mitglied wurde eine aus heutiger Sicht vergleichsweise bescheidene Grundlage
geschaffen. Als "AG-Leiter", wie das damals im offiziellen Sprachgebrauch hieß, wurde der in der Region
bekannte Modellbahnfreund Wolfgang Wolf gewählt. Als erstes Domizil konnten Räume im damaligen
"Kulturhaus der Jugend" in Geyer gefunden werden.
Bereits im Februar 1967 wurde eine erste Ausstellung von Heimanlagen im Kulturhaus organisiert. Mit den
Einnahmen sollten die Grundlagen für den geplanten Bau einer Gemeinschaftsanlage geschaffen werden. In
den folgenden Jahren konnten in viele Ausstellungen die neu entstandenen kleineren Vereinsanlagen der
Öffentlichkeit gezeigt werden. Nach mehreren Umzügen innerhalb des Kulturhauses entstand schließlich die fest
installierte große H0/H0e-Anlage, die Generationen von Vereinsmitgliedern und unzähligen Besuchern die
Faszination des Modellbahnhobbys näher brachte.
Natürlich schlug das Herz der AG-Mitglieder - unter ihnen auch viele "aktive" Eisenbahner - auch für das große
Vorbild. Mit der Stilllegung der Schmalspurstrecke Thum – Geyer – Schönfeld-Wiesa im August 1967 wuchs der
Wunsch, auf dem Geyerschen Bahnhof ein Denkmal zur Erinnerung an diese stadtprägende Zeit zu setzen.
Auch spätere Generationen sollten an das Thumer Netz, das für viele Orte im Erzgebirge den Anschluss an die
"große weite Welt" bedeutete, erinnert werden.
Mit der entsprechenden Hartnäckigkeit gelang es, einen typischen Personenwagen und einen "Packmeister" zu
erwerben. Diese konnten dann mit den erforderlichen Sondergenehmigungen auf dem noch existierenden Gleis
von Thum nach Geyer überführt werden. Vorher galt es aber noch, die mittlerweile teilweise zugewachsene
Strecke wieder betriebsbereit zu machen und die Gleise an so einigen Straßen- und Wegübergängen aus
Asphalt und Dreck hervorzuholen. Der Geyersche Modellbahnverein kann somit stolz für sich reklamieren, den
wirklich letzten Zug mit dem Fahrtziel Geyer auf die Gleise gestellt zu haben. Dies geschah im Juni 1971.
Da zu einem kompletten Zug natürlich noch die Lok fehlte, wurden keine Mittel und Mühen gescheut, eine
ausrangierte IV-K zu beschaffen. Im Februar 1976 war es dann endlich soweit. Von der DR wurde die "99 534"
von Schönheide Ost nach Schönfeld-Wiesa überführt. Ein Weitertransport war nunmehr nur noch auf der Straße
möglich. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde die IV-K im Mai 1976 per Tieflader an ihren letzten
Standort transportiert. Mit welchem Enthusiasmus die ganze Vorbereitung und Durchführung erfolgte, zeigt sich
allein daran, dass für diese Aktion kein Kran zur Verfügung stand. Das Verladen auf den Tieflader erfolgte durch
schrittweises Anheben der Lok mittels Wagenhebern und Unterbau eines Schwellenstapels sowie Montage
eines entsprechenden Gleisstückes.
Das entstandene Denkmal, das zu DDR-Zeiten noch die Auszeichnung als "Denkmal der Verkehrsgeschichte"
erhielt, wurde in den Folgejahren weiter vervollständigt und auch heute noch gepflegt. Dahinter steckt ein
enormer Aufwand, der ausschließlich durch die Vereinsmitglieder gestemmt wird und einen großen Teil der
Vereinsarbeit, vor allem über die Sommermonate, in Anspruch nimmt.
Die Zeit nach der Wende und der Auflösung des DMV brachte für die Gruppe, die mittlerweile als
"Modelleisenbahnclub Geyer e.V." (SMV044) firmierte, einige einschneidende Änderungen. Mit einem lachenden
und einem weinenden Auge mussten das angestammte Vereinsdomizil aufgegeben werden. Das lachende Auge
schielte auf eine aussichtsreiche Alternative: den Lokschuppen am ehem. Bahnhof. Der war zwar mittlerweile
recht marode aber stand nach dem "Niedergang" der Kalaschnikow-Produktion im nahen Gerätewerk zur
Verfügung. Natürlich war es schön, dieses eigenständige Gebäude in unmittelbarer Nähe des
Verkehrsdenkmales als neues Vereinsdomizil ausbauen zu dürfen. Für die damals sehr beliebte Vereinsanlage
bedeutete dieser Umzug wegen der räumlichen Begebenheiten allerdings das "Aus".
Nach den ersten Sanierungsarbeiten wurde 1996 mit dem Bau einer neuen Modellbahnanlage begonnen. Sie ist
nach einigen Um- und Anbauten auch heute noch die Basis der aktuellen Vereinsanlage. Die etwa 10 x 2,5
Meter große H0/H0e-Anlage hat als klassisches Motiv eine Hauptbahn mit einer abzweigenden Neben- sowie
zweier Schmalspurstrecken. Nach einer anfänglichen analogen Steuerung wurde mittlerweile komplett auf
digitalen Betrieb umgestellt. Dabei entstanden alle elektronischen Baugruppen mit Ausnahme der Lokdekoder im
Eigenbau. Da eine Modellbahnanlage bekanntlich niemals fertig wird, haben die Vereinsmitglieder noch viele
Ideen für Umbauten, Optimierungen, Änderungen. Aktuell wird allerdings fleißig am Einbau eines weiteren
Ausstellungsraumes in den Lokschuppen gearbeitet. Dort soll eine H0e-Anlage als Nachbau des vom Abriss
bedrohten Geyerschen Bahnhofes entstehen.
Wie bei vielen anderen Vereinen auch sind beim MEC Geyer Ausstellungen die Höhepunkte des Vereinslebens.
Die finden in der Bergstadt immer zum traditionellen Weihnachtsmarkt am Wochenende des 4. Advents statt.
Für Eisenbahnbegeisterte, die zwischen den Feiertagen Entzugserscheinungen haben, öffnen die Erzgebirger
nochmal am 28. Dezember die Tore zu ihrer Ausstellung im Lokschuppen. An allen Tagen ist von 13 bis 19 Uhr
geöffnet.Und wer den Vereinsmitgliedern bei der Arbeit über die Schultern schauen möchte, kann an den
Vereinsabenden, die immer Donnerstags ab spätestens 19 Uhr stattfinden, am ehem. Lokschuppen,
Bahnhofsstr. 13, in Geyer vorbeischauen. Kontakt zum Verein kann auch per E-Mail
unter info@mec-geyer.de aufgenommen werden.
Text: MEC Geyer e.V.
Bilder: MEC Geyer e.V.

 
     
  überarbeitet am 31.05.2020 durch MEC-Geyer e.V.